Mittwoch, 27. Juli 2011

Vom Nestbautrieb und meinen Großeltern

Ich hab drei Stunden lang die Küche gewienert und auf Hochglanz gebracht, inklusive des Küchenfensters. Jetzt bin ich ausgesprochen erledigt und höchstens noch bereit, die Wäsche von der Leine zu nehmen, die Spülmaschine im Laufe des Tages auszuräumen, später des Tages zur letzten Stunde des Geburtsvorbereitungskurses zu watscheln und meine Oma anzurufen. Die hat heute nämlich Geburtstag und ich möchte es mir auf keinen Fall nehmen lassen, ihr zu gratulieren. Wenn ich doch schon nicht hinfahre, um ihr eine Packung Rumkugeln zu überreichen. Der wohl einzigen Kleinigkeit, mit der man ihr eine Freude machen kann. Abgesehen natürlich von Balkonpflanzen.

Verdient hätte sie natürlich auch was Großes, aber wie Großeltern so sind, fangen sie zu schimpfen an, sobald man es wagt, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, nur um sie auf ihre alten Tage zu beschenken.

Meine Großeltern sind toll. Kleine Menschen mit großen Herzen. Meine Großmutter legte einst ihre deutsche Staatsbürgerschaft ab und konvertierte zum Judentum, als sie meinen Großvater kennenlernte, der als polnischer Jude gerade erst aus Ausschwitz geflohen war und sich barfuß bis nach Hamburg durchschlagen hatte.

Ich liebe sie sehr und meinem Opa habe ich einst das Versprechen abgeluchst, mindestens 120 Jahre alt zu werden. Sein Kommentar: "Was? Nur?!"

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