Samstag, 24. September 2011

Schock, schwere Not

Ich hab heute meinen Sohn in die Tragetasche des Kinderwagens gepackt und ihn im Treppenhaus abgestellt, um den Kinderwagen fix vor die Tür zu tragen. Sobald die Tragetasche den Boden berührte, fing er an zu schreien. Ich beeilte mich also das Schloss, dass unseren Kinderwagen vor dem Diebstahl bewahren soll, von den Rädern abzutüddeln, wurde hektischer, je lauter der Kleine schrie, schmiss den Schlüssel für das Kinderwagenschloss, der an meinem Schlüsselbund hängt, in meine Tasche, buchsierte den Kinderwagen vor die Tür, sie glitt mir aus der Hand - und fiel ins Schloss.

Ich mit Kinderwagen vor der Tür, schreiendes Baby in Tragetasche im Treppenhaus hinter der Tür.

Kann sich jemand vorstellen, was in so einem Moment in einem vorgeht? Es hat nicht mal für Panik gereicht. Ohnmacht trifft es eher. Blanke Ohnmacht.

Es wohnen nicht sonderlich viele Mietparteien in diesem Haus. Allein der erste Stock besteht einzig und allein aus einer Zahnarztpraxis. Es ist Samstag, die Sonne scheint. Wer sitzt da schon zu Hause rum und reagiert auf Sturmläuten?

Es hat vielleicht "nur" eine Minute gedauert, bis mir die freundliche, ältere Dame die Tür öffnete (und sich dabei laufend bei mir entschuldigte - und ich mich bei ihr), aber in dieser Minute bin ich um Jahre gealtert.

Viel mehr als "Oh mein Gott! Mein Baby, mein Baby! Macht die Tür auf, mein Baby!" hab ich weder gedacht, noch gerufen.

Ein Alptraum. Wenn ich nur dran denke, weicht jede Kraft aus meinem Körper. Schlimm, ganz schlimm...

Das passiert mir nie wieder. Nie wieder. Mein armes Baby.

Freitag, 23. September 2011

Auf die Schnelle

Eigentlich sollte an dieser Stelle nun ein kleiner Rückblick auf den ersten Monat mit Baby folgen. Allerdings ist mein kleiner Schildkrötenmann (nicht nur, dass er phasenweise an eine erinnert, so rein optisch, beim Anlegen verhält er sich auch noch wie eine Schnappschildkröte) soeben aus seinem halbstündigen Nickerchen aufgewacht und beginnt so langsam quakig zu werden. (Man nennt ihn auch Sir Quak-a-lot)

Nur soviel auf die Schnelle: Gestern war ein toller Tag, er hat zügig getrunken und ordentlich geschlafen. Der Abend hingegen war eine einzige Höllenqual und ich habe mich gänzlich fürchterlich unmütterlich verhalten. Ich schäme mich, ehrlich und aufrichtig. Nein, ich hab ihm nicht wehgetan, aber ich bin laut geworden. Schlimm genug. Er hat sich so erschrocken, dass er kurzzeitig verstummte. Der Papa, der ihn normalerweise in Rekordtempo beruhigt kriegt, hatte leider Spätdienst bis 22 Uhr. Also bin ich zwei Stunden lang verzweifelt, bis ich ihn schlußendlich mit Gesang (Chasing Car) und einem Fläschen beruhigt gekriegt habe. Dann schlief er vier Stunden. Die Nacht hingegen war wieder ausgesprochen unruhig.

Der Mann sagt, ich brauche dringend mal frei. Und das kriege ich heute. Babyfrei. Massage, Friseur, einfach nur spazieren gehen oder ins Kino? Friseur wäre was.

Der letzte Monat hat mir ein Dutzend mal ein Dutzend neuer grauer Haare gebracht...

PS: Ich bin natürlich nicht immer todunglücklich. Wenn er, so wie heute morgen, glucksend auf meinen Beinen liegt, bin ich sogar überaus glücklich.

Mittwoch, 21. September 2011

Tag ein, Tag aus

Ich bin todunglücklich. Ich bin eine todunglückliche Frau, sofern ich überhaupt noch Frau sein kann. Es müsste wohl richtiger heißen: Ich bin eine todunglückliche Mutter.

Im allerbesten Fall schläft der Zwergenmann am Tag 4 Stunden; natürlich nicht am Stück, daran ändert auch die gekaufte Pre-Nahrung nichts. Hier mal 60ml in der Rekordzeit von nur 30-40 Minuten, noch zwei Schlucke aus der Brust, die allerdings erstmal kräftig angebrüllt wird, dann unruhiger Schlaf für 30 Minuten. Zurück an die Brust mit viel Geschrei, 10 Minuten schlafen, brüllen, trinken wollen, aber vor lauter Empörung/Aufregung nicht können. Zwischendurch Verstopfung, begleitet von viel Hysterie.

Meistens findet er gegen 21 Uhr in den Schlaf für etwa eine Stunde, dann geht's nochmal an die Brust für eine halbe Stunde, Schlaf bis halb 2, an die Brust bis um 3, Schlaf bis halb 6, an die Brust bis 6, Schlaf bis halb 7, an die Brust bis um 8 und ab 8.30 gibt's ein Mordstheater, weil seine Verdauung so träge ist und ihm der Bauch so wehtut, dass Mama mit dem Thermometer und Kümmelzäpfchen abhilfe leisten muss. Wenn das hinter uns liegt, geht's zurück an die Brust, zwischendurch mal zu Papa auf den Arm oder in die Babywippe. Im Idealfall lässt er sich 45 Minuten ablenken und schon geht's zurück zu Mamas Busen. So zieht sich das bis in den Nachmittag. Mal von mehr, mal von weniger Geschrei begleitet. (Gestern war es markerschütternd und herzzerreißend - ganz schlimm, stundenlang)

An guten Tagen schläft er gegen 14 Uhr ein, meldet sich nach 1-2 Stunden zu Wort, trinkt, schläft an der Brust ein und wenn ich es schaffe, ihn abzudocken ohne dass er aufwacht, verweilt er noch etwa 1-2 Stunden im Land der Träume.

Ob sich so langsam denn schon ein Rhythmus eingestellt hat, wird man gerne gefragt.

Ja, durchaus. Es ist durchaus ein Rhythmus zu erkennen. Toll, hm?

Samstag, 17. September 2011

Stille(rei) im Jammertal

Eigentlich gäbe es soviel zu berichten, aber die Zeit sitzt mir im Nacken. Wenn ich den kleinen Matz zum schlafen gebracht habe, dürstet es auch mich nach einem Mützchen voll Schlaf und wenn er wach ist, klebt mir mein Kind am Körper - vorzugsweise an den Brüsten. Und es lässt sich ehrlich verdammt schwer tippen, wenn einem so ein kleiner Mensch an den Nippeln hängt und einen riesen Zirkus veranstaltet, sobald ihm seine Andockstation mal versehentlich entfleucht.

Es gibt Tage, an denen fühle ich mich regelrecht gleichermaßen ausgelaugt und ausgesaugt. Man sagte mir, es würde sich schon einpendeln, der Zwerg sei einfach noch zu schwach auf der Brust, um sich seine Mahlzeit in einem Rutsch einzuverleiben. Es würde bald besser werden, er müsse nur ein wenig an Kraft gewinnen und Gewicht zulegen.

Inzwischen bringt Tom Turtle 3600 Gramm auf die Waage und bis dahin war es ein steiniger, beschwerlicher Weg.

Auch wenn er am Montag nun 4 Wochen alt wird, ziehen sich die Stillphasen noch immer über Stunden; ich kann kaum das Bett, meine Stillstation, verlassen. Wasser lassen, Zähne putzen, Brote schmieren muss ich im Eiltempo hinter mich bringen, häufig mit Baby auf dem Arm. Duschen geht ohnehin nur, wenn der Mann da ist. Der Mann, auf den ich in den letzten Wochen so unglaublich wütend war. Weil er essen kann, wann er will. Weil er pinkeln kann, wann er will. Weil er schlafen kann, wann er will. Weil er in die Sauna und baden geht. Weil er Ablenkung findet, indem er die Glotze einschaltet, vor dem Rechner hockt, Entspannungsübungen macht und sich auf seiner Massageliege aalt, während ich im Bett hocke und stille und stille und stille. 2 Stunden, 3 Stunden, 4 Stunden. Natürlich mit Pausen. Nichtsdestotrotz kann ich mich kaum rühren, weil ich sonst böses Protestgeschrei ernte.

Wenn ich unseren Sohn mal satt bekommen habe, hält das wohlige Sättigungsgefühl tagsüber kaum mehr als eine Stunde, dann geht die Prozedur wieder von vorne los. Zum einschlafen kriege ich ihn meistens nur, wenn ich ihm während des Stillens ein Tuch über die Augen lege.

Manchmal schläft er sogar mit offenen Augen ein, hängt an meiner Brust; Mund auf; Augen auf. Ich streiche ihm dann vorsichtig über die Stirn und die kleinen Äuglein und schon schnorchelt er friedlich vor sich hin.

Meine Hebamme hat den Vorschlag in den Raum geschmissen, vielleicht doch gelegentlich mal zur Pre-Nahrung zu greifen. Auf Dauer wäre die Situation nicht tragbar; ich würde alles versuchen (Malzbier, Stilltee, häufiges Anlagen (oder auch seltendes ablegen, haha, Kind häufig am Körper, viel Ruhe, abpumpen, blabla). Trotzdem scheint ihm die Milch nicht zu reichen, beziehungsweise nicht zu sättigen.
"Du kannst ja die nächsten Wochen nicht nur im Bett verbringen", hat sie gesagt. Ja, das finde ich wohl auch. Trotzdem tue ich mich mit der Entscheidung für oder gegen Pre-Nahrung ehrlich schwer. Ich hoffe weiterhin, der Knoten möge bitte endlich platzen und sein Trinkverhalten sich endlich, endlich regulieren.

Ich denke, ich werde noch einmal den Rat einer Stillberaterin in Anspruch nehmen, unseren Fall schildern und dann mal schauen, ob den schlauen Spezialisten noch irgendwas einfällt, dass ich tun könnte. Oder irgendwas auffällt, dass ich falsch mache.

Es gibt Tage, da sitz ich hier und könnte nur heulen. Weil ich mich dann für eine schlechte Mama halte, die es nicht mal fertig bringt ihr Kind zu sättigen. Weil ich dann denke, mein Kind hätte mich nicht lieb. Weil ich mich benutzt fühle. Weil ich müde bin und nicht schlafen darf. Weil mich die Freiheit des Mannes neidisch und verbittert macht. Weil ich wusste, alles würde sich ändern, aber nicht damit gerechnet hab, dass sich alles SO ändert. Weil ich mich naiv fühle, dumm, dusselig. Abgewrackt, ungepflegt, mürrisch. Weil mich der Zustand unseres Haushalts krank macht. Weil ich schreien könnte, wann immer der Mann sagt "Ich kann das doch machen" oder "Ich mach das schon" und es dann doch wieder vergisst. Den einen Tag wollte er mir einen Frühstücksteller ans Bett bringen. Es war bereits 13 Uhr durch und ich hatte noch nichts gegessen. Bis 15 Uhr hab ich im Bett gelegen, das Kind an der Brust und der Mann schlummerte friedlich im Nebenzimmer, trat nach zwei Stunden durch die Tür und verkündete, jetzt in die Sauna fahren zu wollen. Ich hab geweint, so wütend war ich, weil er auf meine Bemerkung, ich fände das nicht okay, patzig reagierte und ohne Abschied das Haus verließ.

Meine Nerven sind dünn wie Spinnenweben; ich entschuldige mich ein dutzend Mal am Tag bei meinem Kind für meine schwachen Nerven und versichere ihm, ihn zu lieben, auch wenn ich manchmal gemeine Sachen denke und ihn neulich "Arschloch" nannte, nachdem er (mal wieder) Stunden getrunken hatte, (mal wieder) einschlief und (mal wieder) sofort wieder aufwachte, als ich meine Brustwarze (mal wieder) für mich haben wollte.

Das Stillen sei eine so schöne Erfahrung gewesen, sagte mir neulich jemand, ob ich das nicht auch fände.

Nein, finde ich nicht und ich finde obendrein, die gesamte Werbeindustrie kann mir mal gepflegt die Kehrseite küssen. Die, mit ihren friedlich schlummernden Babys und den wunderschönen, friedvoll lächelnden Müttern. Mit ihrer Heile-Babywelt-Propaganda.

Ehrlich, ich liebe mein Kind. Ich liebe, liebe, liebe mein Kind. Letzte Nacht hat er für ein Weilchen so ruhig dagelegen und so flach geatmet, dass mir für einen kurzen Moment unglaublich schlecht wurde, weil ich dachte... Es würde mich umbringen. Ihn zu verlieren würde mich in all meine Bestandteile zerlegen und ich wäre nicht imstande, mich wieder zusammen zu puzzeln.

Aber die Stillerei, die bringt mich an den Rand des Wahnsinns...

Freitag, 9. September 2011

Splitter

* dein Name bedeutet auf deutsch soviel wie "der Anhängliche" und du machst ihm alle Ehre
* manchmal, wenn du besonders durstig bist und dich ordentlich anstrengen musst, damit dir die Milch in den Mund fließt, ziehst du ein Gesicht, das nicht nur entfernt an Jack Nicholson in "Shining" erinnert
* direkt nach deiner Geburt sahst du aus wie ein alter, weiser Mann, was dir den Spitznamen "the Brain" einbrachte
* an deinem ersten Lebenstag hielt dein Papa dich in seinen Armen und sagte: "Er erinnert mich an irgendwen." Du strecktest deinen Kopf nach vorne, legtest die Stirn in Falten und da sah ich es und antwortete: "An die Schildkröte aus 'Die unendliche Geschichte'!" - deshalb nannten wir dich in den ersten Tagen "Tom Turtle aka the Brain"
* deine Oma musste über unsere Vergleiche lachen, schallte uns trotzdem gemein; sei dir Gewiss Sohn, es sind nur liebevolle Neckereien. Du bist nämlich das schönste Baby der Welt, ist doch klar!
* wenn du während des Stillens die Windel knattern lassen willst, ziehst du so eine herrliche Grimasse, dass ich mich jedesmal kringelig lachen könnte
* wenn du schläfst, könnte ich manchmal weinen, so friedlich und zufrieden siehst du aus
* dein Weinen zerreißt mir regelmäßig das Herz
* ich liebe Dich, unendlich, maßlos

Montag, 5. September 2011

Wetten, dass...

...sobald das Mätchen in frischen Windeln liegt, ein Knattern ertönt, das die Wände unseres bescheidenen Heims erzittern lässt?!

Es geht doch nichts über den unverwechsel- und unvergleichbaren Geruch eines Babys, gnihihihi.

Sonntag, 4. September 2011

Schlaf, Kindlein, schlaf!

Weiß hier jemand, warum es im Volksmund heißt "Ich habe geschlafen wie ein Baby!" und dieser jemand meint damit tatsächlich, er hätte GUT geschlafen? Oder überhaupt geschlafen?

Mein Sohn scheint das Schlafen als überflüssige Nebensächlichkeit abgetan zu haben und liegt stattdessen lieber an meiner Brust und schaut sich seine kleine Welt an, im Moment nur bestehend aus der Wand hinter und der Decke über uns.

Er ist seit heute Morgen 9.30 Uhr wach und macht auch keinerlei Anstalten in nächster Zeit einzuschlafen. Jetzt gerade lässt er sich von Papas Armen schaukeln, weil Mamas Brustwarzen nach bummeligen drei Stunden Dauereinsatz, nachdem sie doch heute morgen schon 3 Stunden ihren Dienst geleistet haben, nun wirklich mal eine Auszeit brauchen.

Ich denke ernsthaft über die Anschaffung eines Schnullers nach, denn es ist ja nicht so, als hätte der kleine Matz so einen unstillbaren Durst, der ihn an meinen Nippel festgepinnt hält und letzte Woche erreichte er eine eher dürftige Gewichtszunahme von 80 Gramm. Somit brachte er Freitag, 11 Tage nach seiner Geburt, ein Gewicht von 3100 Gramm auf die Waage. "Was für ein süßer Spargeltarzan", stellte meine Hebamme richtigerweise fest.

Ich würde natürlich noch erwähnen, dass sich die Dinge des Nachts gänzlich anders verhalten, der Zwergenmann meist erst runde 5 Stunden schlummert, sich ein Stündchen stillen lässt, um dann brav die Äuglein zu schließen und noch einmal für gute 4 Stunden einschläft. Aber wenn ich das hier wirklich niederschreiben würde, könnte ich glatt meinen zuckerwattigen Hintern darauf verwetten, dass es das gewesen wäre, mit den gut laufenden Nächten. Da bin ich abergläubisch. Das Risiko geh ich nicht ein.

Insofern breite ich den Mantel des Schweigens über den Mantel der Nacht... Quasi.