Montag, 15. August 2011

ET -6

Heute war ich zur letzten Vorsorgeuntersuchung dieser Schwangerschaft. Ein komisches Gefühl, die Praxis ohne kleinen Termin-Erinnerungszettel in der Tasche zu verlassen und ein komisches Gefühl, von der Frauenärztin gefragt zu werden, ob man sich denn freuen würde. Worauf genau, das hab ich nicht hinterfragt, ich habe einfach mit einem allgemeinen "Ja, klar" geantwortet. Sie wird kaum die Geburtsschmerzen gemeint haben. Denk ich doch mal.

Laut Untersuchungsergebnissen deutet nichts auf eine baldige Geburt hin. Jede andere Information hätte mich gefreut, aber auch gewundert. Mir geht es erschreckend gut. Es zieht beim gehen in der Leiste, ich ächze wie eine alte Dampflok, wenn ich mich aus der Horizontalen in die Senkrechte erheben muss, ein Wettrennen gegen meine Hüftkranke Oma würde ich haushoch verlieren, aber ansonsten geht es mir blendend.

Ich habe den Haushalt im Griff, bin Herrin der Wäscheberge, die der Mann in einem Affenzahn am laufenden Meter produziert und krieg es sogar noch hin mit Pfannen und Töpfen zu jonglieren. Ich kann mir meine Beine eigenständig rasieren, meine Zehnägel lackieren und die Maus der Mietzmietz vom Boden aufsammeln, um sie möglichst unvorhersehbar und so raffiniert durch die Gegend zu werfen, dass sie wie eine besegnte Sau hinterher rast. Früher hat sie noch apportiert. Sie scheint es nicht mehr gut zu meinen, mit mir und meinen alten Knochen - oder zu gut. Manchmal durchschau ich sie nicht. Bösartigkeit und Liebenswürdigkeit geben sich zu wankelmütig die Klinke in die Hand...

Ich wünschte, sie wäre bei all ihrer, von mir angedichteten, Menschlichkeit dazu imstande, sich der herrschenden Lage bewusst zu werden. Zu verstehen, was ein Baby ist, warum es schreit, dass sie keine Angst haben braucht und ich sie weiterhin vergöttern werde. Weil sie meine Mietzmietz ist. Meine Knopfaugenkatze. Meine Schni-schna-schnecki. Mein Plüschpopo. Frau Schneckischneck. Frau Schnurrschnurr. Frau Kuschelkuschel. Die Mietz. Die ultimative Mietzmietz. Das sonderbarste Katzvieh, das mir je untergekommen ist und genau deshalb genau die Richtige für mich ist.

Man mag mir die Gesundheit meines Geisteszustandes aberkennen, aber meine Katze ist meine Freundin. Wer sie nicht kennt, wer mich nicht kennt und wer uns noch nie zusammen erlebt hat, der wird es wohl nicht verstehen. Und das ist okay. Das muss man auch nicht verstehen.

Ich bin gespannt, wie sich das Zusammenleben mit Mann, Mietz und Minimensch gestalten wird. Ich bin ehrlich gespannt.

Ich solle Vertrauen haben, wurde mir gesagt. Sie würde schon erkennen, dass er nicht einfach nur "irgendein" Kind ist, sondern ein Teil von mir. Darauf hoffe ich, ist er schließlich der Beste Teil von mir. Und mich mag sie schließlich auch.

Nunja, meistens zumindest...

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